2020
Kleingärten - Horte der Artenvielfalt
Plädoyer für Kleingärten im Rahmen des Neujahrsempfangs des Stadt- und Kreisverbandes Wiesbaden der Kleingärtner e. V.
Trotz der kühlen Temperaturen erwiesen viele Gäste dem Stadt- und Kreisverband Wiesbaden der Kleingärtner e. V. anlässlich des Neujahrsempfangs die Ehre. So konnte der Vorsitzende Klaus Beuermann den Stadtrat Andreas Kowol und die Stadtverordneten Dr. Hendrik Schmehl, Wolfgang Gores und Hartmut Bohrer, sowie das Vorstandsmitglied Hans-Georg Koll vom Landesverband Hessen der Kleingärtner e. V. und den Ehrenvorsitzenden Norbert Renz und die Ehrenkassiererin Annemarie Kahlenberg vom Kreis- und Stadtverbandes Wiesbaden willkommen heißen. Extra aus Köln angereist waren die Geschäftsführer des Kleingartenversicherungsdienstes Stefanie Westerfeld und Walter Voß.
Da das Wintergrillen des letzten Neujahrsempfangs großen Anklang gefunden hatte, erklärten sich die Vorstandsmitglieder des Kleingärtnervereins Mainz-Kastel bereit, dies zu wiederholen. Hierfür und für die Unterstützung des Empfangs wurden dem stellvertretenden Vorsitzenden Alfred Stenner und seinem Team herzlich gedankt.
In seinem kurzen Rückblick ging Klaus Beuermann auf die Highlights des vergangenen Jahres ein und erwähnte die Teilnahme am Wiesbadener Erntedankfest, die
Fahrt zur Bundesgartenschau nach Heilbronn und die Feier zum 100-jährigen Bestehen des Kleingärtnervereins Zwo Börn.
Für das neue Jahr wünschte er allen Gesundheit und Kraft, kluge Gedanken und die Gabe aufeinander zu hören und die gegenseitigen Meinungen zu respektieren. Vor allem wünschte er Mut sich auf Neues einzulassen, Visionen zu wagen und anzupacken. Dabei wurde der chinesische Philosoph Lao Tse zitiert, der sagte: „Verantwortlich ist man nicht für das was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut“.
Klaus Beuermann warb darum, den Anfang des Jahres als das zu begreifen was er ist: ein Neu(jahrs)start. Dabei wies er darauf hin, dass jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt sei, etwas in die Tat umzusetzen, das schon lange überfällig erscheint oder dringend notwendig ist. Hierbei erwähnte Klaus Beuermann die finanzielle Unterstützung der Stadt für Infrastrukturmaßnahmen, damit die Kleingärtner diese für z. B. den behindertengerechten Ausbau der Hauptwege nutzen, damit auch in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen Zugang zu den Kleingartenanlagen haben. Lobend erwähnte er, dass nach vielen Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen erreicht werden konnte, dass im Doppelhaushalt der Landeshauptstadt Wiesbaden 130.000,- Euro für Pflege, Sicherungsarbeiten und Instandhaltung der Kleingartenanlagen verankert wurden.
Dass Kleingärten Horte der Biodiversität sind ist allgemein bekannt und auch das Insektensterben ist in aller Munde. Die Imker zeigen, wo heute für Insekten noch etwas zu holen ist. Sie ziehen mit ihren Völkern in die Siedlungsgebiete, denn Kleingärten sind mit ihrer hohen Vielfalt an Pflanzen und dauerhaften Strukturen Horte der Artenvielfalt. Zudem wird eine naturgemäße Bewirtschaftung der Gärten gewährleistet, hier gibt es keine „Grünverödung“ oder „Gartenverschotterung“ wie bei manchen privaten Gärten.
Der Stadt- und Kreisverband der Kleingärtner unterstützt die Forderung vorausschauender Stadtplaner nach mehr Grün in den Städten, um die Stadtkerne überlebensfähig zu halten. Kostenintensive Versuche mit „vertikalen Beeten“ und intensiv begrünten Dächern sollen trotz maximal verdichteter Bebauung den Kühl-, Schall- und Staubschluckeffekt des „neuen Stadtgrüns“ gewährleisten. Was jedoch dabei nicht berücksichtigt wird, ist der Energieverbrauch bei der Herstellung dieser kostspieligen komplexen Begrünungssysteme. Parkflächen mit einem hohen Anteil an größerwüchsigen Gehölzen bieten dieselben Leistungen relativ kostengünstig – und Kleingartenanlagen sogar völlig umsonst, da sie von den Pächterinnen und Pächtern naturgemäß bewirtschaftet werden. Von daher kann man sagen dass Kleingärten Lebensqualität in den Städten schaffen und erhalten und somit die Antwort auf den Klimawandel sind.
Für eine gute Zusammenarbeit und Unterstützung bei den Fachämtern warb der Vorsitzende, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass ihm bewusst sei, dass es im Bereich Umwelt und Grünflächen viele Schwerpunkte gibt. Mit dem Hinweis, dass das Kleingartenwesen sozialer Verantwortung entsprang und vom Gesetzgeber in seiner gesellschaftlich wichtigen Form unterstützt und gesichert wird, unterstrich Klaus Beuermann noch einmal seine Forderung.
Er hob hervor, dass Kleingartenorganisationen keine Hobbygärtnervereinigungen sind, sondern „grüne Sozialverbände“ mit der Aufgabe, auch materiell schlechter gestellten Menschen die Pacht eines eigenen Gartens zu ermöglichen – von daher ist die Unterstützung und Förderung durch das Land Hessen und der Stadt notwendig.
Stadtrat Andreas Kowol, der als Dezernent für das Kleingartenwesen zuständig ist, lobte das Engagement des Stadt- und Kreisverbandes, der sich in die „Erfolgsgeschichte“ der Landeshauptstadt wirkungsvoll eingebracht habe. Trotz heißer Diskussionen habe man sich aufgrund eines soliden Haushalts darauf geeinigt, 130.000,- Euro für eine „grüne Stadt“ aufzuwenden. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass es noch etwas dauern könnte bis die Verwaltung dies umgesetzt habe. Scherzhaft erwiderte Klaus Beuermann, das ein Wimpernschlag in der Verwaltung bis zu fünf Jahren dauern könne und erntete Beifall von den Gästen.
Zufrieden mit den Gesprächen zeigen sich
Andreas Kowol und Vorsitzender Klaus Beuermann
Jetzt widmete man sich der Unterhaltung und den frisch vom Grill zubereiteten Bratwürsten. Bei internen Gesprächen wurde noch einmal gelobt, dass diese Art der Begegnung positiv zu werten sei und man sich auf den nächsten Neujahrsempfang freue.