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Geschichte

Geschichte der Kleingärten
 
In England nahm im frühen 19. Jahrhundert die Geschichte der Kleingärten ihren Anfang. Seitens der Regierung wurde 1819 ein Gesetz erlassen, welches die Verpachtung von Land an Erwerbslose und Arme regelte. Auf diese Art und Weise wollte man bedürftigen und notleidenden Menschen aus ihrer misslichen wirtschaftlichen Lage helfen.
Die im 19. Jahrhundert beginnende Industrialisierung zog die Menschen vom Land in die Städte, die bisherige Landarbeit wurde durch Industriearbeit in den Fabriken ersetzt. Somit stieg die Stadt-bevölkerung schnell an und durch die beengten Wohnverhältnisse in dunklen, unzulänglich belüfteten Zimmern waren soziale Probleme die Folge. Auch der Mangel an Lebensmittel führte zu Armut. An verschiedenen Orten entstand die Idee, der Not leidenden Bevölkerung in den Städten kleine Gärten zu verpachten, um die Eigenversorgung durch den Anbau von Obst und Gemüse zu ermöglichen.
Die Anlage von Armengärten auf Initiative von wohlmeinenden Landesherren, Fabrikbesitzern, Stadtverwaltungen und Wohlfahrtsorganisationen war eine der Maßnahmen, um Anfang des 19. Jahrhunderts des Armenproblems Herr zu werden. Es hatte seine Ursache im sprunghaften Anwachsen der Bevölkerung. Da das Pro-Kopf-Einkommen nicht im gleichen Verhältnis stieg, wurde das Armenproblem als vordringliche Aufgabe erkannt. Als eine der ersten Armen-gärtenanlagen Deutschlands gelten die parzellierten Gärten, die auf Anregung des Landgrafen Carl von Hessen um 1806 in Kappeln an der Schlei angelegt wurden. Das Hauptziel war es, dem Hunger und der Verarmung entgegenzuwirken. Diese Gärten dienten überwiegend dem Anbau von Kartoffeln und somit einer Grundversorgung der Bevölkerung. 1826 existierten solche Gärten bereits in 19 Städten. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen Städten Armengärten und insbesondere in Berlin die Laubenkolonien des Roten Kreuzes und der Arbeiterbewegung („Arbeitergärten“), gleichzeitig die Gärten der Bahnlandwirtschaft („Eisenbahnergärten“).
Eine andere Entwicklungslinie lässt sich auf den für die späteren Anlagen Namensgebenden Leipziger Arzt Daniel Gottlob Moritz Schreber zurückführen. Schreber war jedoch nicht der Erfinder der Schrebergartenbewegung, wie landläufig noch immer angenommen wird, sondern nur der Namensgeber. Es war sein Mitstreiter der Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild, auf dessen Initiative der erste Schreberverein zurückgeht. Eigentlich ein Schulverein, der in Zusammenarbeit mit den Eltern seiner Schüler entstanden ist, wollte man ihn aber weder Schul- noch Erziehungsverein taufen und so benannte man ihn zu Ehren des verstorbenen Schreber. Im Jahre 1865 feierte man die Einweihung des ersten Schreberplatzes am Johannapark in Leipzig, einer Spielwiese, auf der Kinder von Fabrikarbeitern unter Betreuung eines Pädagogen spielen und turnen konnten. Bis hierhin hat der Schreberplatz nichts mit Gärten zu tun. Erst ein Lehrer namens Heinrich Karl Gesell war es, der an diesem Platz Gärten anlegte. Zunächst als weitere Beschäftigungsmöglichkeit für die Kinder gedacht, entwickelten sich die Gärten rasch zu Refugien der Eltern bzw. der ganzen Familie. Aus den „Kinderbeeten“ am Rand des Schreberplatzes wurden „Familienbeete“, die man später parzellierte und umzäunte. Ab jetzt nannte man sie „Schrebergärten“
Bald gingen diese Gärtchen in die Obhut der Eltern über und 1869, als die Initiative bereits rund 100 Parzellen umfasste, gab sie sich eine Vereinssatzung. Geräteschuppen, Lauben und Zäune wurden errichtet, und 1891 waren bereits 14 weitere Schrebervereine in Leipzig gegründet worden. Die historische Kleingartenanlage „Dr. Schreber“ steht heute unter Denkmalschutz und beherbergt seit 1996 das Deutsche Kleingärtnermuseum.
Kleingartengebiete wurden vielerorts in Europa ausgewiesen, um der Bevölkerung vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eine bessere Ernährung zu ermöglichen. Aufgrund des Wohnungsmangels in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Kleingartenanlagen die Lauben oft ungenehmigt erweitert und wohnbar gemacht. Diese Schwarzbauten wurden von der Stadtverwaltung meist geduldet und den Bewohnern lebenslanges Wohnrecht zugestanden. So kommt es, dass bis heute in alten Kleingartenanlagen noch kleine Wohnhäuser zu finden sind.
Heute hat sich das Bild der Kleingärten gründlich geändert.
Die Schrebergärten von damals gibt es nicht mehr und viel Laubenpieperromantik ist auch verschwunden. Heute sind Menschen aller Einkommensschichten die Pächter der begehrten Parzellen und die kleinen Gärten stehen hoch im Kurs wie nie, denn Gartenarbeit ist ein idealer Ausgleich für den streßgeplagten Menschen der heutigen Zeit.